Hortensien
Tja, wo soll ich da anfangen. Der Hortensienmarkt ist in den letzten Jahren förmlich explodiert. In den 90ern hatte man noch die Wahl zwischen 4 Farben, falls man etwas Ahnung hatte, auch noch zwischen 4 Arten. Inzwischen sind die einstigen Oma-Blumen wieder in aller Munde. Oder in aller Gärten.
Ich nehme mir mal die bei uns häufigsten winterharten Arten vor.
Hydrangea macrophylla
Die Ball- oder Bauernhortensie ist immer noch die häufigste in unseren Gefilden. Es gibt sie in Ball- oder Tellerform. Hatte man früher die Wahl zwischen rot, weiß, rosa und blau, quält man sich heute durch unzählige Farben und Formen. Egal ob herkömmlich, gefüllt, in Sternchenform oder gar farbwechselnd, jeder findet seine Horti. Auch panaschierte Sorten gibt es.
Achja, das Blau ist keine natürliche Farbe. Dies passiert, wenn man eine rosa Sorte in sauren Boden setzt und ihr noch Aluminiumsulfat gibt.
Das Schneiden ist ein leidiges Thema. Ballhortensien sollten nicht geschnitten werden. Man entfernt höchstens die abgeblühten Blütenstände bis zum nächsten Blattpaar. Sie blüht nicht am einjährigen Holz, weshalb sie uns, nach zu starkem Rückschnitt, mit Nichtblühen bestraft. Saurer Boden war schon gesagt, was fehlt ?
Achja, ein halb- bis vollschattiger Standort. In voller Sonne verbrennen die Blüten, zumeist bei roten Sorten, und man kommt mit dem Gießen nicht hinterher. Die Mädels sind echt durstig.
Aber Abhilfe naht. Es gibt inzwischen Zuchtlinien, die auch am einjährigen Holz blühen und somit auch etwas für Scherenfetischisten sind. Beispiele wären Endless Summer oder Forever and ever.
Auch für Farb- und Formverliebte gibt es etliche Zuchtserien, wie etwa Hovaria, Dutch Ladies oder Black Steel mit schwarzen Trieben. Ein Monster mit riesigen Blütenbällen ist ´Avantgarde`.
Hydrangea arborescens
Die Wald- oder Schneeballhortensie ist ebenfalls ein schattenliebender Vertreter der Hortensien. Hauptsächlich gibt es die Sorte ´Annabelle`. Sie blüht an einjährigen Trieben, die oftmals viel zu dünn für die riesigen weißen Bälle sind. Deshalb sollte sie gestützt werden. Auch hier gibt es Züchtungen, die solche Schwachstellen beseitigen. ´Strong Annabelle` ist eine Form mit dickeren Trieben zum besseren Stand.
Auch gefüllt ist die Waldhorti zu haben, in Form von ´Hayes Starburst` aus der Hovaria Reihe. Und was wäre die Welt nur in weiß. Inzwischen auch in Pink zu haben, genannt ´Invincibelle`. Da ich keine herkömmliche Annabelle habe, muß ich Fotos nachreichen.
Hydrangea paniculata
Eine weitere Art ist die Rispenhortensie. Im Gegensatz zu den vorgenannten Arten kann sie auch in die Sonne. Sie entwickelt stabile holzige Stiele und blüht an den einjährigen Trieben. Die Größen reichen bei den verschiedenen Sorten von 80 cm bis zu 3 Metern. Ihre Blüten laufen konisch spitz zu und sind entweder locker oder dicht besetzt. Alle Sorten gehen weiß auf, jedoch färben die Meisten im Verblühen in verschiedene Rot- oder Grüntöne um. Schöne Färber sind z.B. ´Phantom`, ´Pinky Winky` und ´Wim´s Red` für rot und ´Limelight` für grün. Wir haben 20 Sorten bei uns im Gartencenter vorrätig. Da wird jeder fündig. Auch bei den Wuchshöhen.
´Bobo` schafft nicht ganz den Meter und ´Limelight` knackt bei uns im Garten gerade die 3 Meter - Marke.
Hydrangea serrata
Die Berghortensie ist die kleinere Schwester der Ballhortensie. Sie gibt es auch in Ball- und Tellerform. Vor allem die Teller sind bei dieser Art sehr schön. Wir haben eine gelblaubige Sorte im Garten, wahrscheinlich ´Golden Sunlight`.
Die Blätter dieser Art enthalten einen natürlichen Süßstoff, weshalb sie in Japan und Korea in Teemischungen verwendet wird.
Hydrangea quercifolia
Noch relativ unbekannt ist die Eichblatthortensie. Mit ihren großen, eichenartig geformten Blättern ist sie ein echter Hingucker. Ihre Blüte ist sehr groß und konisch geformt, wie bei der Rispenhortensie. Sie liebt einen halbschattigen Standort mit genügend Wasser. Auch hier gibt es inzwischen etliche Sorten, z.B. mit umfärbenden Blüten oder Blättern und auch Gefülltblühende. Ich habe zuerst eine kleine gelblaubige Sorte, ´Little Honey`, gepflanzt. Sie wurde Opfer eines Motorsensenangriffs. Okay, kann passieren. Noch eine gekauft und an die alte Stelle gesetzt. Ein paar Wochen später komme ich hin und staune. Sie ist doch glatt einen halben Meter gewachsen, dafür aber sehr dunkel im Laub. Als ich näher herantrete, kommt auch schon von hinten ein Geständnis. Auch diese Schönheit wurde ein Opfer von einer frei herumlaufenden Motorsense. Und um mich zu täuschen, wurde heimlich, still und leise, eine Grünlaubige gepflanzt. Nu pagadi...
2015 kam noch Snowflake mit gefüllten Blüten dazu.
Hydrangea petiolaris
Die Kletterhortensie ist eine tolle Möglichkeit, an schattigen Wänden etwas Blühendes klettern zu lassen. Dort, wo andere Pflanzen längst aufgegeben haben, findet se ihren Platz. Einige werden sich über den botanischen Namen wundern, aber sie heißt offiziell so. Man findet sie meist als Hydrangea anomala ssp. petiolaris. Hydrangea anomala ist auch eine Kletterart, aber kleiner als H. petiolaris und kommt in wärmeren Gefilden vor. Sie sehen sich zum Verwechseln ähnlich, aber die Botaniker wollten es so.
Sie blüht tellerförmig in weiß und klettert mit Hilfe von Haftwurzeln. Sie bildet so starke Triebe, das man sie auch frei wachsend als Busch ziehen kann. Sonnige Standorte werden bei genug Wasser ertragen, aber meist doch mit Verbrennungen quittiert.
Eine im Handel ab und zu angebotene rosa Kletterhortensie ist ein kleiner Schwindel.
Die Spalthortensie, Schizophragma hydrangeoides, ist eigentlich keine Horti, wohl aber ein Hortensiengewächs. Blätter, Wuchs und Haftwurzeln sind gleich. Der offensichtlichste Unterschied sind die Blüten. Während Kletterhortensien am Rande der Blütendolden einige Blütchen mit vier Sepalen (Blättchen) haben, hat die Spalthortensie an den äußeren Blüten nur jeweils ein herzförmiges bis eiförmiges Blättchen.
Hydrangea aspera
Die Raue Hortensie findet man eher selten in privaten Gärten. Sie wird mit 2 bis 4 Metern sehr wuchtig, aber auch sehr schön. In ihrer asiatischen Heimat schafft sie sogar 10 Meter. Sie blüht tellerförmig mit blauvioletten Blüten und weißen bis rosafarbenen Sepalen und gehört in den Halbschatten. Verwechslung droht mit der Samthortensie, welche immer noch als Unterart, Hydrangea aspera ssp. sargentiana, geführt wird, jedoch eine eigene Art darstellt.
Mittlerweile gibt es mehrere Sorten der Rauen Hortensie. Ich habe 2014 eine rotlaubige Schönheit, ´Hot Chocolate` gepflanzt.
Hydrangea sargentiana
Wie oben schon beschrieben, wurde und wird die Samthortensie häufig als Unterart der Rauen Hortensie geführt. Sie ist aber eine eigenständige Art. Die Unterscheidung ist nicht so einfach. Die Samthortensie hat im Austrieb recht zottige rosa Haare, die raue Kollegin kurze weiße Haare. Die Blüten sind bei der Rauen blauviolett, bei Samthortensien rosa. Die Färbung der Sepalen variiert wohl je nach Standort. Die Blätter der Samthortensie sind im Allgemeinen größer ( bis 35 cm ) als bei der Rauen und fühlen sich weicher, manchmal auch klebrig an.
Auch die Samtige steht lieber im geschützten Halbschatten und schafft um die 2 Meter.
2015 habe ich eine gepflanzt, muss aber noch zur genauen Bestimmung auf die Blüte warten.